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Das Kind
Ein Tanz-Solo-Monolog
von Dorothea Ratzel

Textvorlage „Das Kind“ von Lothar Trolle (Hentschel Verlag, Berlin)

Uraufführung: April 2002, Kampnagel Hamburg

„Das Kind“ ist eine Produktion von Dorothea Ratzel in Koproduktion mit Kampnagel Hamburg für das Festival „Feuer und Flamme“, Podewil Berlin und Lothar Trolle.

Eingeladen vom Podewil Berlin für das Festival „reich und berühmt“ im Mai 2002

Konzept/Choreographie/Performance: Dorothea Ratzel
Musikalische Umsetzung: Paul Mayr
Lichtgestaltung: Sönke Sämer

Dauer: 50 Minuten

DAS KIND

„Das Kind“ ist eine geschriebene Figur und Geschichte vom Berliner Autor Lothar Trolle.
Dorothea Ratzel übersetzt den Plot und das Anliegen des Autors in die Sprache des Tanzes.
Sie verknüpft Tanz, Sprache, Theatermittel und sie erfindet damit eine eigene Sprache. TheaterTanz.
Der Tanz dient als Motor für die Phantasie, die es braucht, um Sprache zu entdecken.
Dies ist das Motto der Choreographin Dorothea Ratzel.
Und sie teilt den Plot von Lothar Trolle in 3 Sparten: sie schwebt im Bühnenhimmel, gehalten von einem Seil, sie tanzt, 20 Minuten, sie spricht, sitzend, 20 Minuten.
Tanz als Phantasiepumpe.

Der Plot:
Das Kind soll sich eine Stunde, allein, in einem Hinterhof, beschäftigen.
Für das Kind ist dies eine Stunde ohne Ablenkung, ohne Aussicht auf menschlichen Kontakt. Routine für das Kind. So erfindet es, Wort für Wort, seine Gefährten. Es denkt sich hinein in ein Konstrukt aus Phantastischem und wirklichem Erinnerungsmaterial.
Das Kind schraubt weg, schwebt, in eine phantastische Welt. Es enthebt sich gemeinsam mit seinen Mordgedanken hinein in eine Freiheit, die nur ein Fazit erlaubt:
Abwarten. Bis jemand kommt und erlöst. (… und ich sitze da und warte ab, bis meine stunde eingeläutet wird …)
Dorothea Ratzel nimmt den Text von Trolle und übersetzt ihn Wort für Wort für ihre Rolle als Tänzerin, alleingelassen in einem Raum, einer Bühne.
Dorothea Ratzel nutzt sowohl Text als auch Inhalt des Autors Lothar Trolle und inszeniert sich selbst in eigenwilliger Weise:
Ihre „Stunde“ beginnt in der Schwebe. Sie hängt unter der Decke der Theaterhalle K6 auf Kampnagel. 12 Meter, in schwindelnder Höhe. Ruhig. Sie beobachtet und wartet ab, bis ihr „endlich Flügel wachsen.“
Die Flügel: der Lastenzug.
Sobald sie den Bühnenboden erreicht, ist sie, genau wie „Das Kind“:
Alleine.
In einem großen dunklen Raum. Ohne Ablenkung, ohne Partner.
Ein Solo.
In einem übergroßen Raum. Zu viel Raum für das Kind, aber nicht genug für die Phantasie;
Ratzel verspinnt sich selbst, zunächst fragmentarisch in Text und Tanz, dann im Tanz, bis zur Erschöpfung, dann im Text, entlang der Geschichte von Trolle.
Worte der Phantasie wollen keine Bewegung.
Sie lotet aus in der Grenze zwischen Text/Geschichte und Tanz als Material.

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Presseecho

taz, Hamburg, 15. April 2002
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Fotos: Markus Both